Deine Zeit und die Welt im Kopf

Veröffentlicht von Gedankensammler am

Viel Zeit haben wir anscheinend in unserer heutigen Zeit nicht mehr.
Vielleicht Wartezeit in der Straßenbahn oder an einer roten Ampel… auf dem Weg zur Arbeit. Selbst dann beschränken wir unsere Aufmerksamkeit gerne auf einen kleinen Bildschirm. Wir deuten ganz selbstverständlich die Wirklichkeit auf Grund von Bildern, die wir auf dieser Scheibe sehen. Und manche glauben sogar, dass die Scheibe die Wirklichkeit ist und ihr eigenes Leben unwirklich.
Zu oft sind wir mit anderen Aufgaben beschäftigt. Probiert es aus und stellt Euch der Aufgabe bis zum Ende dieses Artikels an das Thema Aufmerksamkeit zu denken.

Durch die Monate der Arbeit am Buch über Freiburg setzte dieser Blog etwas Staub an. Heute, eine Woche nach der Buchveröffentlichung, finde ich schon wieder Zeit, neue Gedanken festzuhalten und alte zu vertiefen.
Wir alle haben nur begrenzt Zeit, also lasst uns verantwortungsvoll mit ihr – mit uns – umgehen!

Der heute so selbstverständliche Umgang mit der Wirklichkeit, die Welt oder das eigene Leben auf Grund von Symbolen auf einer kleinen rechteckigen planen Fläche zu deuten – früher Spiel- oder Tarotkarten, heute Smartphones oder Computerbildschirme – und Stunden mit deren Betrachtung zu verbringen, hat nach dem, was wir heute wissen, seinen wichtigsten Ursprung in Freiburg: 1377 schrieb Johannes von Rheinfelden seine Abhandlung über die Deutung von Spielkarten De moribus et disciplina humanae conversationis id est ludus cartularum (auch Ludus cartularum moralisatus). Es ist die vermutlich älteste ausführliche Quelle für Kartenorakel im Sinne des Tarot – und viel älter als alle erhaltenen historischen Tarotkarten (etwa die florentinischen des 15. Jahrhunders).

Johannes von Rheinfelden ordnete jeder Spielkarte Berufe und Funktionen in der damaligen Gesellschaft zu. Er wollte zeigen, dass diese Karten ein herausragendes Instrument sind, um ein tieferes Verständnis der Gesellschaft zu erlangen.
Anders die Gesellschaft: Um 1377 gab es erste Verbote von Spielkarten, z.B. in Bern, Basel und Florenz. Vorgeblich aus religiösen Gründen, denn Spielkarten, Glücksspiel war des Teufels.
Dagegen plädierte Johannes von Rheinfelden dafür, dass Spielkarten kein Werk des Teufels sind, sondern eine Möglichkeit, Einsichten in die Wirklichkeit zu erhalten.

Und weil sich in Freiburg die Welt spiegelt, spiegeln sich auch die Symbole des Tarot in Freiburg wieder – auch wenn manche nur historisierend sind, wie heute an der Schwabentorbrücke: Trotz seines Aussehens entstand der Südturm erst nach dem Jahrhunderthochwasser von 1896 und beherbergte bloß ein Stellwerk.

Welche Orte, Muster, Gedanken… Freiburgs kennt Ihr, die sich im Tarot wiederfinden? Kommentiert oder schreibt an info@gedankensammler.com.

Ach ja, die Aufmerksamkeit. Erinnert Ihr Euch an Eure Aufgabe? Die Aufgabe vom Anfang des Artikels? Wer sich erst erinnern muss, hatte schon einen Moment die Aufgabe vergessen. Wir können nicht Zeit haben für alles. Das liegt in unserer Natur.

Und wir können auch nicht alles sehen – wir glauben es nur. Wir sind nahezu blind. Dazu ein

Experiment:

Strecke eine Hand aus, mache damit eine Faust und richte den Daumen nach oben, so dass Du auf Deinen Daumennagel schaust.
Was schätzt Du, wieviel Deiner Umgebung Du in genau diesem Moment so schar, wie Deinen Daumennagel? Die Hälfte, 80% oder …?

Die Antwort: Ihr seht nur Euren Daumennagel völlig scharf. Eine der folgenreichsten Illusionen der Menschheit. Mehr dazu findet Ihr hier und hier.

Die Welt findet zum großen Teil in Deinem Kopf statt – vergiss darüber nicht die Wirklichkeit!

Passt auf Euch auf und bleibt aufmerksam!