Warum die Welt sich in Freiburg spiegelt
Wir leben in modernen Zeiten, so dass wir glauben mit einer Googleanfrage zu wissen, wie Dinge wirklich sind. Alles geht so schnell und zu selten gehen wir noch weiter als nur zum dritten Googletreffer, lassen uns seltener auf die Erfahrung hier in diesem Moment ein, wie es wirklich ist.
Das Internet erlaubt uns die Erfahrung zu machen, wie es sich anfühlt, wenn ein sachkundiges und intelligentes Individuum über den Bereich seines Sachverstandes urteilt. Es verkürzt die Zeit zwischen Staunen und längst Bekanntsein.
Es macht uns innnerhalb weniger Sekunden zwar nicht klüger, aber es lässt uns klug fühlen.
Das Wichtigste, was uns Google gibt, ist, wie wir uns damit fühlen. Das Internet macht uns in ein paar Sekunden aber nicht klüger, es lässt uns klug fühlen. Es verkürzt die Zeit zwischen Staunen und längst Bekanntsein. Es erlaubt uns die Erfahrung zu machen, wie es sich anfühlt, wenn ein sachkundiges und intelligentes Individuum über den Bereich seines Sachverstandes urteilt.
Natürlich hängt das Ausmaß und der Weg, den wir gehen können, von der eigenen Bereitschaft und individuellen Erfahrungen ab. Somit beginnt auch heute noch jede Reise im Kopf.
Beginnen wir also mit ein paar Zusammenhängen, die jeder Freiburg-Kundige kennen sollte.
Es ist ganz offensichtlich, wenn man es weiß: In Freiburg spiegelt sich die Welt wider.
Hier kommt man zu Fuß in 7 Minuten vom Café „Atlantik“ zur „Nordsee“, dem Fisch-Schnellrestaurant in der Innenstadt, und direkt gegenüber liegt schon „L.A.“, so wird die Löwenapotheke, L.A., am Bertoldsbrunnen gennant. Und bis zum Kneipenviertel, dem „Bermudadreieck“, braucht man nicht viel länger.
Wer in Freiburg lebt, ist schon weit gereist, aber bescheiden. So bescheiden, dass die Freiburger ihren Dom, der kirchenrechtlich ein Dom ist, immer nur als „Münster“ bezeichnen.
Aber Freiburg ist ein System, in dem sich die Welt widerspiegelt. So braucht man vom Freiburger Münster, dessen Turm als „schönster Turm auf Erden“ (Jacob Burckhardt 1869) bezeichnet wurde, nur 2 Minuten, um ins „Bermudadreieck“ zu kommen. Und wenn man sich beeilt, erreicht man innerhalb dieser 2 Minuten sogar noch das „Paradies“. Das Paradies, ein heute verschwundener Stadtteil, dort wo jetzt die Tiefgarage der Universität zu finden ist. Ein ungewöhnlicher Blick, den man braucht, um Freiburg zu verstehen.
Vom Paradies ins Himmelreich? Da würde ich die Bahn empfehlen, denn so machte es schon Rudolf Carnap als er hier Vorlesungen besuchte, um ins 14 km außerhalb liegende „Himmelreich“ zu kommen.
Alles nur Zufall? Wo möchte man heute leben? Hawaii? Ja, z.B. in HaWei, die Nachbarstadtteile Haslach und Weingarten – nur damit geben Sie sich jetzt nicht zufrieden. Reden wir also über die Leser hier:
Die Freiburger haben eine Vorliebe für ungewöhnliche Geschichten und einige dieser Geschichten sind in unserem kulturellen Gedächtnis gespeichert.
Freiburg die heimliche Kino-Hauptstadt: nirgendwo sonst geht man in Deutschland häufiger ins Kino. Die Freiburger haben eine Vorliebe für ungewöhnliche Geschichten und einige dieser Geschichten sind in unserem kulturellen Gedächtnis gespeichert.
Ein Beispiel: Josephine Baker besuchte Freiburg am 06.02.1961: Sie war Tänzerin, Sängerin, Schauspielerin, Spionin – sie schmuggelte als Varietekünstlerin nicht nur für die Resistance Botschaften. Sie wurde auch Pilotin, Französin, Freimaurerin und Mutter von 12 Adoptivkindern! Auf ungewöhnliche Weise protestierte sie gegen Rassismus, indem sie 12 Waisenkinder unterschiedlicher Hautfarben adoptierte. So gründete sie eine Familie, von ihr die „Regenbogenfamilie“ genannt – zu vierzehnt, zusammen mit ihrem damaligen Mann Jo Bouillon.
Josephine Baker lebte einige Jahre im Hotel Scribe, Paris. „Scribe“, der Schreiber, etwas irreführend, denn in diesem Hotel fand die erste öffentliche Filmvorführung der Welt statt: Am 28. Dezember 1895 im Salon Indien du Grand Café.
Und hier die Verbindung, die Schleife zurück zu Freiburg: nirgends in Deutschland geht man häufiger ins Kino als in Freiburg (2010 ca. 5 Mal pro Jahr, u.a. das Statistische Jahrbuch der Stadt Freiburg). Zwar nicht mehr überragend oft, wie noch zu der Zeit als es kaum Fernseher, geschweige denn Internet gab, aber nur hier gibt es heute noch so viele Verbindungen zu Geschichten, neue Ideen und Zusammenhänge, die man vielleicht noch nicht gesehen hat.
Das ist eine Möglichkeit, wie man außerhalb von Google in kurzer Zeit von einem Punkt in Freiburg zu entscheidenden Punkten der Moderne gelangt und dabei seltsame Verbindungen entdecken kann. Man nennt sie auch Dualitäten, Pareidolien, Cluster-Illusionen und Deja Vus.